Langsamkeit lernen und kultivieren

Wir schätzen Menschen, die Dinge schnell mal eben erledigen. Nimmt sich jemand vor, sein Leben zu entschleunigen, so erntet er zwar Kopfnicken, aber im Grunde glaubt niemand so richtig, dass das möglich ist. Es gibt doch soo viel zu tun! Christine von Brühl hat den Selbstversuch gewagt und ihr Leben entschleunigt. Heute geht es um die Erfahrungen, die die Autorin dabei gemacht hat.

 

Kultivieren der Langsamkeit

Tipps aus dem Buch von Christine von Brühl

Auf einmal habe ich wieder das Gefühl, Herrin meiner Lebenszeit zu sein, im Alltag wie in der Freizeit. Und das macht mich ungemein zufrieden.  (Christine von Brühl)

Wie kann ich entschleunigen?

Wir alle möchten gerne Herr oder Frau über die eigene Zeit sein, Ruhe und Zufriedenheit spüren. Nur – wie kommt man dort hin? Wo doch die ToDo-Liste immer länger wird statt kürzer? Langsamkeit hat keinen guten Ruf. Sie wird eher mit Faulheit und mangelnden Fähigkeiten gleichgesetzt statt mit Intelligenz und Effizienz.

Wer langsamer leben möchte, muss lernen sich abzugrenzen. Hat man es einmal geschafft, ruhigere Zeiten zu gewinnen, darf man die nicht gleich wieder einsetzen, um irgendwelche eiligen Dinge zu erledigen. Solche Gelegenheiten ungenutzt verstreichen zu lassen, das fiel Frau von Brühl am schwersten.

Überlegen Sie sich Strategien

Was werden Sie tun, wenn ihr Geschäftspartner noch schnell mal eben einen weiteren Termin dazwischenschieben möchte? Überlegen Sie sich schon vorher, wie Sie auf eine Anfrage reagieren.

Einstieg in die Langsamkeit

Zu Beginn fühlte die Autorin sich fast krank, so merkwürdig war das Gefühl, wenn es zwischen den Terminen einmal Leerlauf gab. Sie hatte Angst, den Kontakt zu ihren Freunden zu verlieren, wenn sie auch einmal absagte.

Der erste Schritt war hart, denn Frau von Brühl nahm sich vor, sich langsamer fortzubewegen. Langsamer zu fahren und nicht immer zu rennen. Wie viel Zeit sparen Sie, wenn Sie zur Arbeit rasen? Mehr als ein paar Minuten wird es für die meisten nicht sein. Aber der Druck zur Schnelligkeit erreicht uns von allen Seiten. Sogar an der Kasse im Supermarkt werden wir mit ärgerlichen Blicken bedacht, wenn wir nicht schnell genug einpacken und es wagen, nach dem passenden Kleingeld zu suchen. Bei dem Versuch, noch schneller zu werden, verfallen wir auch gerne ins Multitasking. Dabei geht uns so viel Aufmerksamkeit verloren, die Ergebnisse leiden. Multitasking ist der große Irrtum der heutigen Produktivitätsgesellschaft. Auch das Essen schaufeln wir rein, als gäbe es kein Morgen. Viele nutzen das schnelle Essen unbewusst, um den Stress abzubauen, der sich durch den Schnelligkeitswahn im Körper angesammelt hat. Nehmen Sie sich mal wieder Zeit, regionale Lebensmittel einzukaufen und selbst zuzubereiten. Die schnelle Fertignahrung schadet uns mehr, als sie uns nutzt.

Auch die Kommunikation ist von der Beschleunigung betroffen. Wir reden schnell und lassen andere kaum ausreden. Das dauert alles zu lang. Oft formulieren wir in Gedanken schon unsere Antwort, während der andere noch spricht! Zur Entdeckung der Langsamkeit gehört, bewusst weniger zu sprechen, langsamer zu reden und auch mehr zuzuhören. Oder wir telefonieren und lesen währenddessen die Mail, die gerade reinkommt? Es ist wie beim Jonglieren: Wer zu viele Bälle in die Luft wirft, dem fallen sie runter.

Ein schwieriges Kapitel ist die Entschleunigung in der Familie. Müssen Kinder wirklich turnen, Musikunterricht und Museum besuchen und jeden Tag mit Aktivitäten gefüllt bekommen? Langeweile ist einer der wichtigsten Motoren für Ideenreichtum und Kreativität. Man ist nicht gleich ein schlechtes Elternteil, wenn die Kinder einen Nachmittag nicht zum Ballett oder Fußball fahren. Auch die Erwachsenen beschleunigen ihre Freizeit. Im Urlaub wird jede noch so alberne Sehenswürdigkeit besichtigt. Wir erwarten von uns, trotz Stress auch noch das anspruchsvolle Sportprogramm unterzubringen.

Gesundheitsschädlich wird die Beschleunigung, wenn wir die Grippe nicht auskurieren, sondern alle Symptome mit Tabletten bekämpfen und uns zur Arbeit quälen. Dort stecken wir alle Kollegen mit an und riskieren, dass die Gesundung noch länger dauert. Im schlimmsten Fall droht uns sogar eine Herzmuskelentzündung, die kann sogar lebensgefährlich werden.

Wie dabeibleiben?

Es ist schon eine Herausforderung, einzelne Bereiche zu entschleunigen. Langsamer fahren, langsamer essen, weniger Termine, mehr zuhören und mehr Leerlauf. Wie kann man dies beibehalten? Indem Sie zum Beispiel die Freude am Selbermachen wiederentdecken. Vielleicht stricken, häkeln oder basteln Sie mal wieder? Üben Sie sich im Neinsagen (zum passenden Tipp geht es hier). Ein wenig Vergesslichkeit ist auch in Ordnung, wir müssen nicht immer perfekt sein. Kinder können übrigens durch die neu gewonnenen Freiräume selbstständiger werden.

Letztendlich bedeutet Langsamkeit auch Verzicht. Verzicht wiederum bedeutet häufig keinen Verlust, sondern einen großen Gewinn – vor allem an Freiheit.

Viele weitere Tipps und konkrete Erfahrungsbeispiele finden Sie im Ratgeber „Von Hundert auf Glücklich: Wie ich die Langsamkeit wiederentdeckte“ von Christine von Brühl.

Von Hundert auf Glücklich: Wie ich die Langsamkeit wiederentdeckte  Ratgeber von Christine von Brühl: Langsam leben, Zeit genießen, glücklich sein – Schluss mit der Dreifaltigkeit aus Hektik, Terminen und Magengeschwüren – Christine von Brühl tritt auf die Bremse und unternimmt einen höchst unterhaltsamen und aufschlussreichen Selbstversuch. Das Erfolgsrezept lautet: Lebe langsamer, aber bewusst und mit Hingabe, und erlange so mehr Ausgeglichenheit, Gesundheit und Lebensqualität. (3 Rezensionen, 4,3 Sterne, 211 Normseiten) hier kaufen!

Einen weiteren Artikel zur Langsamkeit finden Sie hier.

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