Der Ursprung der Low-Carb-Diäten

Viele Menschen glauben, dass die Low-Carb-Diät eine relativ neue Erfindung ist. Das stimmt nicht, sie kam bereits im Jahr 1864 von England nach Deutschland. Damals wie heute war das Low-Carb-Prinzip bestsellerwürdig. Lesen Sie im heutigen Artikel, wie der erste Besteller der Diäten entstand.

 

Low-Carb – wann wurde es erfunden?

Tipps von Dr. Anja Dostert

Die Geschichte der Low-Carb-Diät

Der englische Bestatter William Banting (1796-1878) war im Januar 1863 so dick wie nie zuvor. Banting war bereits in Rente und wollte dringend abnehmen, da er immer häufiger Knieschmerzen bekam.

Auch ließ sein Gehör zunehmend nach. William Banting wog 92 kg bei einer Größe von 1,65 m. Er aß gerne Süßigkeiten und bevorzugte fettes Essen. Über sein Gewicht sagte Banting im Scherz, dass große Schiffe ja auch nicht aus spärlichem Material gebaut würden.

Banting konsultierte den Ohrchirurgen William Harvey, weil sein eigener Arzt gerade Ferien machte. Harvey empfahl Banting abzunehmen, worauf Banting seinem neuen Arzt erzählte, was er schon alles versucht hatte. Banting war sein Übergewicht gründlich leid und hatte wirklich schon vieles versucht: Er hatte ein Seebad besucht und es mit Seeluft, baden, spazierengehen und reiten versucht. Er hatte einige andere Spezialisten der damaligen Zeit konsultiert.

Wie funktionierte die erste Low-Carb-Diät?

Harvey empfahl seinem neuen Patienten, auf stärkehaltige Produkte zu verzichten, er sollte Brot, Zucker, Bier und Kartoffeln aus seiner Ernährung streichen. Auch Butter sollte Banting meiden. Champagner, Portwein und Bier waren verboten, Sherry, Madeira und Wein waren erlaubt. Auf die Menge des Essens kam es nicht an, nur Kohlenhydrate mussten gemieden werden. Banting nahm mit Harveys Empfehlungen in einem Jahr 23 kg ab und es ging ihm rundum besser; er konnte wieder Treppen steigen, sogar sein Gehör und sein Sehvermögen verbesserten sich.

Von der Gewichtsabnahme zum Bestseller

23 Kilo Abnahme durch Kohlenhydratverzicht: Mit seinem „Letter on Corpulence“ veröffentlichte Banting 1863 Briefe, in denen er von seiner Diät und Heilung durch den englischen Arzt William Harvey berichtete. Das Buch wurde sofort zum Bestseller. Die ersten drei Auflagen verkauften 63.000 Bücher in England, seine Publikation wurde übersetzt und auch in Deutschland, Frankreich und den USA zum Bestseller. Der Heilkundeprofessor Julius Vogel übersetzte 1864 die Veröffentlichung der Harvey-Bantingschen Entfettungskur ins Deutsche. In England sagte man jetzt „I am banting!“, wenn man eine Diät machte.

Das Rezept

Die Banting-Diät war eine Low-Carb-Diät mit reichlich Alkohol. Das Bantingfrühstück bestand aus 500 g Fleisch, Speck, Bratfisch oder Nieren (kein Schweinefleisch), dazu gab es 100 g Toastbrot. Mittags aß man 500 g Fisch oder Fleisch (kein Lachs), Gemüse und 100 g Toastbrot. Drei Gläser Rotwein oder Sherry waren dazu gestattet. Zum Tee gab es 200-300 g Früchte mit einem Zwieback. Abends gab es wieder Fleisch (diesmal etwas weniger) mit zwei Gläsern Rotwein. Als Schlummertrunk durfte man ein weiteres Glas Alkohol zu sich nehmen.

Erfolg und die Skeptiker

Banting hatte mit diesem großen Erfolg nicht gerechnet, er fühlte sich mit dem kommerziellen Erfolg der Diät unwohl und spendete alle Profite für wohltätige Zwecke. In der letzten Auflage des Buches veröffentlichte er hierzu eine ausführliche Abrechnung. Wie alle nicht medizinisch ausgebildeten Diäterfinder vor ihm musste sich auch Banting mit dem Widerstand der Ärzteschaft auseinandersetzen. Da er keine Fotografien von sich mit 92 kg Gewicht gemacht hatte, ließ er Fotos von sich in den alten, großen Kleidungsstücken anfertigen. Die Presse zog ihn teilweise auf, es wurden Karikaturen und satirische Lieder veröffentlicht.

Wer machte die Diät?

Zunächst fühlten sich die oberen Klassen von der neuen Diät angesprochen, z.B. der dicke französische Comte de Chambord (Henri d’Artois, 1820-1883), der nach der Banting-Diät wieder auf sein Pferd steigen konnte. In Deutschland und Frankreich war der Adel auf Banting-Diät. Später fand Bantings Diät den Weg in die bürgerliche Mittelschicht. In der Ärzteschaft fanden sich viele Gegner der Methode, man unterstellte sogar, dass Banting an der Diät gestorben sei, was nicht stimmte. Banting starb im Alter von 81 Jahren an einer Lungenentzündung. Sein Arzt William Harvey starb 1872 an einem Oberschenkeltumor. Obwohl auch Harvey später ein Buch über seine Diät veröffentlichte, wurde dieses nicht so bekannt wie der Bestseller von Banting. Man munkelte, dass der Comte de Chambord starb, da er die Banting-Diät zu strikt praktizierte.

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