Aroma aus dem Chemielabor: Können wir unseren Sinnen noch vertrauen?

Auch schon mal an der Zutatenliste verzweifelt, weil Sie die Begriffe nicht verstanden haben? Die interessantesten Manipulationen verbergen sich hinter Begriffen wie „Aroma“ oder „Würze“. Im heutigen Artikel geht es um die Finesse, mit der unsere Gaumen von der Industrie getäuscht werden, um letztendlich nur eines zu erreichen: Profit auf unsere Kosten.

 

Die Suppe lügt

Tipps aus dem Buch von Hans-Ulrich Grimm

Kennen Sie Givaudan oder IFF?

Höchstwahrscheinlich sagen ihnen diese Worte nichts – dabei haben Sie mit Sicherheit schon häufig Dinge gegessen, die von den beiden Unternehmen auf Geschmack getrimmt wurden. Während die Designer der Modeindustrie viel beachtete Persönlichkeiten sind, findet das Design unseres Essens hinter verschlossenen Türen statt. Hier werden die Geschmäcker für die Kunstnahrung dieser Welt kreiert. Besucher, Fernsehteams und Journalisten müssen außen vor bleiben, wenn hier der Geschmack von Fertigsuppen, Dosenfleisch, Pizza und anderen Fertiggerichten entwickelt werden. Alles für Ihr Geschmackserlebnis!

Geschmack als Qualitätsmerkmal

Warum schmecken wir? Warum riechen wir? Es handelt sich quasi um die Eingangskontrolle unseres Körpers. Unsere Sinne verraten uns, ob wir etwas essen sollten oder lieber nicht. Ob wir Lust auf etwas haben, weil unser Körper gerade Bedarf nach einem Inhaltsstoff hat. Dieses System hat dem Menschen viele Jahre lang treu gedient – bis die Lebensmittelkonzerne damit begannen, unsere Sinne gezielt zu … veräppeln.

Uns werden Produkte schmackhaft gemacht, die wir ohne Aromen nicht mit der Kneifzange anfassen würden, weil sie fad und pappig wären. Sind sie aber nicht. Geschmacksstoffe sorgen dafür, dass eine Tütensuppe, die nie ein Huhn gesehen hat, auch nach Huhn schmeckt. Das Fruchtsaftgetränk, das wenige Prozent echten Fruchtsaft enthält (meist günstigen Apfelsaft), schmeckt intensiv nach Früchten. Und schon die Kleinsten werden mit Hilfe dieser Produkte auf die Kunstgeschmäcker trainiert, damit sie auch später zu zufriedenen Kunden der Kunstgeschmackindustrie werden.

Erdbeeraroma als Masthilfsmittel

Schweine lieben Erdbeeren. Was macht die Industrie? Sie kreieren ein Masthilfsmittel aus Erdbeeraroma und können anhand Fütterungsversuchen auch nachweisen, dass kleine Ferkelchen mit dem richtigen Aroma zu dickeren Schweinen heranwachsen. Im Grunde passiert beim Menschen dasselbe: Wir sollen mehr einkaufen, also werden auch hier die Aromen letztendlich als Masthilfsmittel (Absatzhilfsmittel) eingesetzt. Eine Chemikalie, die zufällig nach Erdbeeren oder Huhn oder Sonstigem riecht, animiert uns zum Weiteressen. Paradox, dass die gleichen Konzerne uns auch mit Diäthilfsprodukten aller Art versorgen, wenn wir anschließend versuchen, die angefressenen Pfunde wieder loszuwerden.

Was tun?

Information ist die halbe Miete. Lesen Sie die Zutatenlisten auf der Rückseite (und vergessen Sie Ihre Lesebrille nicht für den Einkauf). Sie müssen nicht mal alle Bestandteile kennen – wenn Sie nicht wissen, worum es sich handelt und wenn ihre Oma diese Zutat nicht in ihrer Küche hatte, dann lassen Sie das Produkt doch einfach im Supermarkt stehen – für die unwissenden Kunden.

Leider tricksen die Konzerne auch auf der Zutatenliste, was das Zeug hält. So wird Zucker hinter mehreren Begriffen vermeintlich „versteckt“ oder das bei Verbrauchern mittlerweile unbeliebte Glutamat wird hinter Begriffen wie „Würze“ oder „Hefeextrakt“ versteckt. Hat ein Produkt mehrere merkwürdig klingende Zutaten, so können Sie davon ausgehen, dass es ein industrielles Kunstprodukt ist.

Gehen Sie doch einfach nach nebenan im Supermarkt: Kaufen Sie Obst, Gemüse und Kräuter frisch und werfen Sie einen Blick in ins Gewürzregal. Wer sich mit dem Kochen regelmäßig beschäftigt, wird bald auch ohne Tütenprodukte (Chemie mit einem Kochrezept auf der Rückseite) auskommen.

Viele weitere Tipps und konkrete Beispiele finden Sie neu aufgelegten und erweiterten Klassiker „Die Suppe lügt“ von Hans-Ulrich Grimm.

Die Suppe lügt: Die schöne neue Welt des Essens Ratgeber von Hans-Ulrich Grimm: Nichts ist so, wie es scheint – das gilt zumindest häufig für unser Essen. Die Industrie lügt uns mit zahlreichen Tricks in die Tasche, denn letztendlich geht es nur um den Gewinn. Worauf sollte ein Verbraucher beim Einkauf achten? Der Klassiker von Herrn Grimm hat jetzt eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage erhalten, die sich wirklich zu lesen lohnt. (320 Normseiten) hier kaufen!

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