Laufen statt Logi!

Sind Kohlenhydrate wirklich solche Dickmacher? Nimmt man leichter ab, wenn man auf Kohlenhydrate verzichtet? Im heutigen Artikel geht es um die kohlenhydratarme Ernährung und mögliche Alternativen.

 

 

Laufen statt Logi

Ein Artikel aus dem Laufblog „Laufend zum Wunschgewicht“ von Dr. Anja Dostert

Die Überschrift ist ganz schön provokativ, oder? Es ist ja mittlerweile wirklich bei jedem angekommen, dass Kohlenhydrate unser neuer Feind in der Ernährung sind. Zuerst möchte ich daran erinnern, dass wir bereits einmal eine solche Kampagne hatten, nämlich den Feldzug gegen das Fett. Mich persönlich hatte diese Empfehlung damals Nudel-dick gemacht. Also jetzt Kohlenhydrate. Bevor ich erläutere, warum ich gegen diesen Trend bin (und in welcher Weise), möchte ich den Leser mal fragen, was er denkt, welcher Nahrungsbestandteil denn als Nächstes, in vielleicht 5 – 10 Jahren verpönt sein wird. Ideen?

Fangen wir vorne an und gehen die drei Hauptbestandteile unserer Nahrung mal durch: Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß.

Unser Körper ist aus vielen verschiedenen Eiweißen zusammengesetzt. Die Eiweiße sind die ‚Maschinen‘ in unserem Körper. Enzyme bestehen aus Eiweiß und verrichten vielfältige Aufgaben in unserem Körper. Von den Verdauungssäften über die Bauarbeiten in jeder einzelnen Zelle bis zur Muskelarbeit, z.B. in den Muskeln. Unser Körper kann mit Eiweiß also bauen, er kann es aber ebenfalls verbrennen oder in Kohlenhydrate umbauen.

Fett ist ebenfalls ein Baustoff im Körper, man denke z.B. an die Zellmembranen, die nur mit eingelagertem Cholsterin und ähnlichen Stoffen ‚geschmeidig‘ bleibt. Fett polstert die Bauchhöhle aus, damit unsere Organe geschützt sind. Und Fett wird genutzt, um Energie zu speichern (sehr zu unserem Leidwesen).

Kohlenhydrate sind nur in sehr begrenztem Umfang Baustoffe (glykolysierte Proteine etc.), in erster Linie liefern Kohlenhydrate Energie. Wir benötigen IMMER Kohlenhydrate in unserem Blut, denn einige Organe wie z.B. das Gehirn können auch in einer Fastenzeit nicht aus Fett heraus existieren, sondern benötigen immer Kohlenhydrate. Der Körper ist sehr ’scharf‘ auf Kohlenhydrate, denn das Eiweiß umzubauen ist aufwändig und aus Fett kann der Körper keine Kohlenhydrate herstellen. Der Körper kann ein Zuviel an Kohlenhydraten als Fett speichern, aber die Rückwandlung ist unmöglich. Wer gar nichts isst und fastet, der zwingt den Körper, Muskulatur abzubauen, denn die Kohlenhydratvorräte im Körper sind auf ca. 400 Gramm begrenzt. Diese 400 Gramm speichern wir in der Leber und in der Muskulatur ab.

Warum speichert der Körper nicht mehr Kohlenhydrate, wenn er doch so scharf auf das Zeug ist? Die Antwort auf diese Frage lautet: weil wir sonst morgens zur Arbeit rollen müssten. Fett ist zwar nicht so flexibel wie Kohlenhydrate, es kann nicht mehr für alles verwendet werden, aber Fett kann mit nur sehr wenig Wasser (etwa 50%) gespeichert werden. Kohlenhydrate kann der Körper nur zusammen mit viel Wasser speichern. Mehr Vorräte würden uns also in große dicke Wassersäcke verwandeln. Wenn ihr LowCarb esst, zwingt ihr den Körper, einen Teil von seinen 400 Gramm Kohlenhydraten aufzubrauchen, und ihr seht sofort einen Erfolg auf der Waage. Dies ist wohl auch ein Grund, warum LowCarb so beliebt ist. Wer sich zwei Tage dran hält, den belohnt die Waage sofort mit einem respektablen Wasserverlust.

Das erste Fazit: da der Körper nicht unbegrenzt Kohlenhydrate speichern kann, ist er sehr an einer regelmäßigen Zufuhr interessiert.

Mit anderen Worten: wir lieben Kohlenhydrate über alles. Unser Belohnungssystem springt an, wenn wir Kohlenhydrate essen. Zucker macht glücklich! Zumindest im ersten Moment. Dann kommt der Ernährungsexperte und empfiehlt gegen dieses natürliche Bedürfnis LowCarb. Aus eigener Erfahrung bin ich überzeugt, dass eine strikte LowCarb-Ernährung ein hohes ‚Rückfallpotenzial‘ hat, man gibt die Diät auf und beginnt, hemmungslos Schokolade und Nudeln zu futtern.

Trotzdem ist es sinnvoll den Insulinspiegel niedrig zu halten, denn zu viel Insulin schließt das Fett in der Zelle ein. Warum soll der Körper auch Fett verbrennen, wenn gerade genug Kohlenhydrate im Blut schwimmen? Das macht der Körper natürlich nicht, wäre ja unökonomisch. Also versuchen die LowCarb-Anhänger ihren Insulinspiegel zu reduzieren, indem sie keine Kohlenhydrate essen.

‚Herr Doktor, mir tut der Arm weh, wenn ich ihn hebe!‘ ‚Dann heben Sie den Arm halt nicht!‘

Mein Blutzucker ist zu hoch, also esse ich keinen Zucker und keine Kohlenhydrate. Was gefällt mir an dieser Argumentation nicht? Nun, es handelt sich bei LowCarb um eine Erste-Hilfe-Maßnahme. Wir heben den verletzten Arm nicht. Wollen wir so weiterleben? Nein, wir wollen Heilung, der Arm soll wieder gesund werden! Um das System rund um den erhöhten Blutzucker zu heilen, ist Bewegung das beste Mittel. Die Zellen reagieren wieder besser auf Insulin und der Blutzucker normalisiert sich. Der Fettabbau wird erleichtert.

Das zweite Fazit: Den Stoffwechsel durch Laufen trainieren statt durch Kohlenhydratverzicht schonen!

Wer sich ausreichend bewegt, am besten läuft, der trainiert das System. Da bringt auch ein Weizenbrötchen den Stoffwechsel nicht gleich aus der Fassung! Zum einen funktioniert das Aufnahmesystem besser, das Brötchen wird also schneller in Leber und Muskeln aufgenommen. Zum anderen verbrennen die Muskeln beim Sport ja ebenfalls wieder einen Teil der Kohlenhydrate. Zwei Scheiben Brot am Abend oder eine normale Portionsgröße einer sogenannten ‚Sättigungsbeilage‘ schaden überhaupt nicht, wenn man seinen Stoffwechsel trainiert!

Wer dem Körper jeden Tag maßvoll Kohlenhydrate gönnt, verhindert Futterattacken, die durch das Belohnungssystem ja geradezu gefördert werden, möchte unser Körper doch unbedingt Kohlenhydrate haben. Aber es gibt eine Grenze, und da bin ich mit den LowCarb-Anhängern wieder auf einer Wellenlänge:

Das dritte Fazit: Eine ‚Kohlenhydratmast‘ sollte unbedingt vermieden werden!

400 Gramm kann der Körper ungefähr aufnehmen an Kohlenhydraten. Es macht also überhaupt keinen Sinn, so viele Spaghetti oder Süßigkeiten zu essen, dass das System vollkommen überladen wird. Sind die Speicher voll, muss der Körper den Rest in Fett umwandeln, er hat überhaupt keine andere Wahl in dieser Situation. Wohin soll er mit dem Zeug? Im Blut kann er es nicht lassen, der hohe Blutzuckerspiegel schadet dem ganzen Körper. Wenn er es nicht sofort in Bewegung umsetzen kann, wird Fett produziert.

Die gute Nachricht ist: Wer maßvoll Kohlenhydrate isst, kommt weniger oft in die Situation, sehr gierig auf Kohlenhydrate zu werden. Man kann das Speichersystem sicher auch mal ausreizen, dafür ist es ja da, aber die natürlichste Form der Ernährung ist es nach wie vor, auf keinen Nahrungsbestandteil völlig zu verzichten. Es lohnt sich ein wenig zu experimentieren, mit welchem Verhältnis an Nahrungsbestandteilen man sich am wohlsten fühlt. Auch gute Fette gehören in eine Ernährung, Fett macht nämlich satt und zufrieden. Aber das ist wieder ein anderes Kapitel, ist dieser Artikel doch schon sehr lang geworden. Aber eine provokative Überschrift verlangt auch eine umfangreiche Erklärung, richtig?

Mehr gute Tipps für angehende Läufer finden Sie im Ratgeber „Laufend zum Wunschgewicht“ von Anja Dostert!

Laufend zum Wunschgewicht: Von der Couch zum Gesundheitsläufer: Ratgeber von Anja Dostert: Laufen zum Abnehmen, und das trotz Übergewicht. Geht das überhaupt? Ja, es funktioniert, wenn man es vorsichtig angehen lässt und die Trainingsbelastung kontinuierlich steigert! In diesem Ratgeber steht genau, wie es geht. Zusätzlich wird eine ordentliche Portion Motivation mitgeliefert, ohne die es ebenfalls nicht geht.
„Für Einsteiger und Hobbyläufer ohne Hintergrundwissen oder professionelle Erfahrung super geeignet.“ (Leser) (109 Normseiten) hier kaufen!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*