Der angemessene Gebrauch von Adjektiven beim Schreiben

Am Einsatz treffender und dem Fehlen überflüssiger Adjektive kann man einen guten Text erkennen. Gibt es gute und böse Adjektive? Wann ist ein Wort überflüssig? Im heutigen Artikel geht es um den Einsatz der Adjektive. Wer hier seine Hausaufgaben macht, dessen Texte werden merklich profitieren. Davon profitiert jeder Autor, der schreibt – egal, ob Roman, Kurzgeschichte oder einen Artikel.

 

Über gute und schlechte Adjektive

Tipps aus dem Buch von Stephan Waldscheidt

Es gibt keine schlechten Adjektive, es gibt nur schlechte Autoren – wobei selbst dem besten Autor mal ein Adjektiv misslingt. (Stephan Waldscheidt)

Das Eigenschaftswort Adjektiv

Ein Adjektiv ist ein Wie-Wort oder auch ein Eigenschaftswort. Es vermittelt dem Substantiv eine Eigenschaft. Der Mann wird groß oder klein, je nachdem, welches Adjektiv sie voranstellen. Dabei vergisst man schnell, dass auch Substantive Eigenschaften beinhalten. „Großer Mann“ könnte je nach Zusammenhang durch eines der folgenden Worte ersetzt werden: Lulatsch, Riese, Hüne, Schrank oder Bär. Ein Schimmel ist weiß, man muss das Adjektiv nicht hinzufügen.

Adjektive machen dem Autor das Leben leicht, denn wer „großer Mann“ in seinen Text schreibt, muss nicht nach einem treffenderen Wort suchen. Der Text verliert aber auch an Tiefe und Farbigkeit. Häufig sind Adjektive deshalb überflüssig, weil man durch die Wahl eines passenden Hauptwortes darauf verzichten kann.

Schreiben ist auch die Kunst, sich richtig zu entscheiden: das richtige Wort zu verwenden, das überflüssige oder gar falsche Wort wegzulassen. (Stephan Waldscheidt)

Inflation der Adjektive

Im Alltag blasen wir unsere Sprache mit zahlreichen Adjektiven auf: nett, schön, richtig, toll oder super – diese Sorte Adjektive hat sich dermaßen eingebürgert, dass wir sie fast nicht mehr wahrnehmen. Um mit den Worten des Autors zu sprechen, handelt es sich um sozialen Kitt. Die Worte werden aus Gewohnheit verwendet, obwohl sie keinerlei Information transportieren – außer vielleicht eine Wertung von Seiten des Autors.

Was tun?

Wie kann ein Autor seinen Text verbessern? Die Antwort wird sie verblüffen: Zunächst sollten sie gar nicht auf Adjektive achten. In der Rohversion können sie alle Klischees einsetzen, denn um einen guten Text zu schreiben, benötigen Sie zunächst einen Text! Wer bereits zu Beginn über den Details sitzt und brütet, wird sein Manuskript möglicherweise nie fertigstellen.

Erst im zweiten Schritt lohnt es sich, den Gebrauch von Adjektiven kritisch zu hinterfragen. Gibt es ein treffenderes Wort, das im Kopf des Lesers eine genauere Vorstellung hervorruft? Auch ein schlechtes Adjektiv kann sinnvoll sein, wenn beispielsweise der Klang des Satzes davon profitiert. Ein Adjektiv kann an einer Stelle richtig sein und an einer anderen falsch. Unbedeutende Ereignisse müssen sie nicht detailreich ausschmücken. Niemanden interessiert beispielsweise die Farbe der Augen des Taxifahrers, der den Helden der Geschichte an den Ort des Geschehens bringt.

Das perfekte Adjektiv passt sich auch an den Geschmack der Leser an. Viele Klischees sind uns dermaßen geläufig, dass wir sie nicht negativ wahrnehmen oder sogar erwarten. Die drückende Hitze oder die flirrende Luft in einem besonders heißen Sommer gehören dazu. Alternativ können Sie auch Adjektive aus einem anderen Zusammenhang verwenden wie z.B. die klebrige Hitze – aber dafür müssen Sie Ihre Leser gut kennen. Die Wahl der Worte hängt nicht zuletzt vom Genre und vom Leser ab. Sie möchten Ihre Leser nicht aus dem Erzählfluss reißen, nur um etwas besonders gut gemacht zu haben. Letztendlich müssen Sie immer abwägen. Trotzdem spricht nichts dagegen, den Leser eines leichten Genreromans auch ein wenig zu fordern, indem Sie anspruchsvollere Adjektive hin und wieder einflechten.

Achten Sie auch darauf, wer in ihrem Roman gerade spricht. Der Bär von Mann, der gerade die Straße entlangläuft, wird den kleinen Hund, der ihm über den Weg läuft, möglicherweise nicht als putzig oder süß bezeichnen, wohl aber der Teenager, der in die selbe Situation gerät.

Denken Sie verstärkt in Handlungen, statt in Beschreibungen:

Wer mit den richtigen Verben seine Handlung vorantreibt, der kann auf viele Adjektive verzichten. (Stephan Waldscheidt)

Viele hilfreiche und lesenswerte Tipps sowie konkrete Textbeispiele finden Sie im Ratgeber „Adjektive – gut oder böse?“ von Stephan Waldscheidt.

Adjektive – gut oder böse? Ratgeber von Stephan Waldscheidt: Es gibt keine schlechten Adjektive, es gibt nur schlechte Autoren – wobei selbst dem besten Autor mal ein Adjektiv misslingt. Und es gibt Puristen, die pauschal sagen: Autor, lass Adjektive einfach weg.
Wie anderswo im Leben ist es auch beim Schreiben sinnvoll, Pauschalurteilen zu misstrauen. Täte man es nicht, käme als erster Satz dieses Textes folgendes zustande: Es gibt keine Adjektive, es gibt nur Autoren. Zugegeben, dieser Satz gewinnt durch das Weglassen der Adjektive philosophische Tiefe, stilistisch bringt er uns einem gelungenen Text nicht näher.
Wie schlecht oder gar böse sind Adjektive wirklich? Und wie können Sie sie zu Ihren Freunden und Ihren Text, Ihre Geschichte, Ihren Roman dadurch besser machen?
In 20 knackigen Kapiteln zeigt Ihnen Roman-Autor Stephan Waldscheidt zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie Ihre Texte mit Adjektiven gestalten, warnt vor typischen und weniger typischen Fallstricken und räumt mit Missverständnissen auf, die das Adjektiv bei vielen Autoren in Verruf gebracht haben.
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