Mit Rechtfertigungen sinnvoll umgehen und das Leben persönlich nehmen

Viele von uns tun es  jeden Tag, sie rechtfertigen ihre Handlungen. Oft geschieht diese Denkweise automatisch und wird nicht mehr hinterfragt. Doch was bringt uns und unserem Umfeld die Recht-fertigung? Autor Siegbert Scheuermann nimmt im heutigen Artikel das Thema kritisch unter die Lupe.

Tipps zum Thema Rechtfertigung

Tipps von Siegbert Scheuermann

Recht-fertigungen sollen das Recht fertigen, versagt zu haben.

Oft erleben wir, dass unser Umfeld, sobald in unserem Verantwortungsbereich etwas nicht funktioniert die berühmt, berüchtigten „Warum?“-Fragen stellt: „Warum klappt das nicht?“ / „Warum hast Du nicht …?“ / „Warum willst Du nicht …?“ Viele Menschen rechtfertigen sich sogar, obwohl wir gar nicht “Warum nicht?” gefragt haben, weil sie sich so daran gewöhnt haben.

Wir alle kennen die Reaktionen, die uns dann zu 95% ereilen: Ausflüchte, Rechtfertigungen, Schuldzuweisungen oder -verschiebungen.

Wenn wir fragen, also geradezu um die Rechtfertigung betteln, sind wir sogar gezwungen, uns mit der Antwort auseinanderzusetzen, die uns aber oft keinen Erkenntniswert bringt, weil sie Nebenkriegsschauplätze eröffnet, um die es im Grunde gar nicht geht und/oder dem anderen einen “guten Grund” liefert, sich nicht an Vereinbarungen gehalten zu haben. Oft werden wir von klein auf darauf trainiert, uns zu rechtfertigen, uns also das Recht-zu-fertigen, nicht erfolgreich gewesen zu sein.

Stellen wir uns folgende Situation vor. Ein Kind geht, kaum dass es richtig sprechen kann, in seinem feinen Dress raus und macht sich anweisungswidrig schmutzig. Wenn die Mutter (oder der Vater) jetzt noch fragt: „Warum hast Du Dich schmutzig gemacht?“ fängt das kleine Hirn an zu ticken – warum nur, wer oder was könnte schuld sein. Anfangs kommen dann so geniale Rechtfertigungen wie: „Ich bin gestolpert (ein Stein oder meine nicht von mir zu verantwortende Ungeschicklichkeit ist schuld), Paul hat mich geschubst (Paul ist schuld) oder die Pfütze ist mir direkt vor die Füße gesprungen (Pfütze ist schuld). Darüber können wir vielleicht noch lächeln oder lachen. Je häufiger wir aber in solchen Situationen die Frage „Warum?“ stellen, desto häufiger denkt unser Kind (oder unser Mitarbeiter, Partner) in diese Richtung der Rechtfertigung.

Manche durchlaufen da ein richtiges Trainingsprogramm und die Rechtfertigungen werden immer besser. Bis wir sie kaum noch belächeln oder nicht akzeptieren können.

Natürlich gibt es Ausnahmen und Menschen die sich nicht verstecken, bei denen die „Warum?“-Frage einen Erkenntnisgewinn bringt. Nach meiner Erfahrung sind das leider nur Wenige. Die meisten belügen sogar sich selber, wenn sie sich fragen: „Warum hat das nicht funktioniert?“

Der, der sich da rechtfertigt tut sich selbst naturgemäß auch nichts Gutes. Wenn jemand jung und unerfahren ist, sei ihm verziehen, sich nach einem gelernten Muster aus der Verantwortung ziehen zu wollen. Wenn wir jedoch auf Dauer unzufrieden werden, die Erfüllung unserer Wünsche in weite Ferne rückt, wir unsere Ziele nicht erreichen, wir als zweitklassiger Chef nur drittklassige Mitarbeiter halten können, oder als Berater nur die Kunden ansprechen, die auch nicht so gerne selbst Verantwortung für ihr Leben übernehmen wollen, sollten wir aufwachen.

Vielen Menschen würde ich gerne zurufen: „Nehmen Sie Ihr Leben persönlich!“ Alles, was uns zufällt, gehört uns. Wir tragen die Verantwortung dafür. Leider haben immer noch viele Menschen mehr Talent als Erfolg – ein wichtiger Grund dafür liegt in dieser Rechtfertigungskultur. In den Geschichten der weniger Erfolgreichen tragen die Schuld immer die anderen oder die Umstände. Diese Denk- und Handlungsgewohnheit ist für alle Beteiligten fatal. Es entsteht ein sich verfestigender Trott von Mittelmäßigkeit. Zuviel von diesem Trott jedoch macht Trottel.

Meine Empfehlungen auf Rechtfertigungen hin sind:

  1. fragen wir nicht danach. Statt “Warum nicht …?” ist es deutlich zielführender “Was wirst Du tun um …” zu fragen.
  2. Und sollten Rechtfertigungen ungefragt kommen, antworten wir: „Das glaube ich Ihnen/Dir und was tun Sie/tust Du, um trotzdem …?“

Diese und  weitere Tipps finden Sie im Ratgeber „Trottelfallen: Wie Sie sich von lästigen Gewohnheiten befreien!“ von Siegbert Scheuermann.

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