Handeln und Aktivität wird in der heutigen Gesellschaft wertgeschätzt, wer faulenzt oder abwartet, gilt als Zauderer, Verhinderer oder Bremser. Dabei kann das Nicht-handeln eine wertvolle Strategie sein, für die man zwar keine Lorbeeren erntet, die den blinden Aktionismus um Längen schlägt, da sie katastrophale Fehlentscheidungen verhindern kann. Lesen Sie im heutigen Tipp, wann Nicht-handeln und Müßiggang der Aktivität vorzuziehen ist.
Tipps zum Nichthandeln
Tipps aus dem Buch von Holm Friebe
Nichthandeln kann Leben retten.
Wer sich in den Bergen oder in unzugänglichem Gelände verirrt, dem raten Survival-Ratgeber, an Ort und Stelle zu bleiben. Bleiben wo man ist und die Kräfte schonen. 99 Prozent der Verirrten halten sich nicht an diese Regel. Sie bleiben erst dann an einem Ort, wenn sie ihre Kräfte schon verloren haben. Vorher das Schicksal in andere Hände zu geben, das kostet enorme Selbstüberwindung, zu der fast niemand in der Lage ist. Trotzdem ist diese Strategie in vielen Situationen erfolgreich.
Aktiv um jeden Preis.
Früher konnte ein Handwerker den genauen Fortschritt seiner Arbeit beobachten. Heute sind viele Arbeitsprozesse zergliedert, wir bekommen keine Rückmeldung über unsere Leistung. Das hat dazu geführt, dass viele Menschen ihren Erfolg am Grad ihrer Erschöpfung messen. Wir bekommen einen Burnout und sind stolz darauf, weil wir vorher ordentlich gebrannt haben. Wer so denkt, der leistet häufig einen großen Anteil uneffektiver Arbeit. Man erwartet von uns, dass wir handeln, also tun wir das. Auch wenn die Situation unklar ist und abwarten die effektivere Strategie wäre.
Bullshit Bingo
Wer kennt es nicht, das Bullshit Bingo: Im Internet kursieren diverse Bingo-Vorlagen, deren Felder mit nichtssagenden Business-Phrasen gefüllt sind. In einem unproduktiven Meeting kann man diese ankreuzen, bis man eine Reihe voll hat. In Organisationen wird heute viel Zeit mit unproduktiven Aktivitäten verbracht. Ausufernde Reporting-Strukturen schlucken Zeit. Arbeitnehmer wissen meist genau, wann sie Zeit mit Bullshit verbringen, trotzdem fügen sie sich in ihr Schicksal. Wer nicht mit spielt, riskiert seinen Job.
Vorteile des Wartens
Warten fällt uns meistens schwer, aber es bringt viele Vorteile mit sich. Warren Buffet sagt dazu: „Wir werden nicht dafür bezahlt, dass wir schnell sind, sondern dafür, dass wir richtig liegen.“ Er beherrscht die Kunst des Wartens, die große Selbstdisziplin erfordert. Auch wenn wir das immer wieder vergessen: Aktivität korreliert nicht zwingend mit Leistung!
Die Vorteile des Schweigens
Reden ist Silber, Schweigen Gold. Schweigen fällt uns häufig sehr schwer, ist aber ein machtvolles Instrument. Improvisation im Jazz gewinnt durch die Pause, Anfänger erkennt man (unter anderem) daran, dass sie einen Ton an den nächsten reihen, ohne Punkt und Komma. Wer in seinem Vortrag strategische Pausen macht, lässt seinem Publikum die notwendige Zeit, das Wissen zu verankern. Schweigen erzeugt Spannung und Aufmerksamkeit. Es kann im Einzelfall auch eine sinnvolle Strategie sein, ein Telefonat zu beenden, indem man einfach auflegt. Wer in der Kommunikation schweigt, bekommt meist mehr Informationen, da der Gegenüber das Schweigen durch Geplapper überbrücken möchte.
Diese und viele weitere Tipps finden Sie im Ratgeber „Die Stein-Strategie: Von der Kunst, nicht zu handeln“ von Holm Friebe.
Die Homepage des Autors Holm Friebe finden Sie HIER.