Sind wir von Natur aus Egoisten oder soziale Wesen?

Jeder kann alles erreichen – auch auf Kosten der anderen Menschen. Die Idee der Selbstverwirklichung ist für viele Menschen tägliches Mantra geworden. Heute vermissen wir manchmal schmerzlich, was wir uns abtrainiert haben: Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit. Wohin hat der Egoismus uns gebracht? Und können wir wieder zurück?

 

Über die Kunst, kein Egoist zu sein

Tipps aus dem Buch von Richard David Precht

Spätestens seit der Finanzkrise wissen wir, dass der Egoismus einzelner, geldgieriger Banker eine ganze Gesellschaft an den Rand des Kollaps treiben kann. Der Egoismus jedes Einzelnen, der Wirtschaft und der Staaten treibt den Klimawandel voran. Allmählich mehren sich die Stimmen, die mehr Kooperation und eine neue Moral verlangen. Wer an die Hilfsbereitsschaft seiner Mitmenschen a mehr Hilfsbereitschaft appelliert, erscheint in gutem Licht. Hat der Mensch eine moralische Natur? Wann handeln wir moralisch? Warum sind wir nicht alle so gut, wie wir es gerne wären?

Was ist gut?

Wer sich mit der Frage auseinandersetzt, merkt schnell, dass die Antwort nicht leicht zu finden ist. Loyalität ist eine gute Eigenschaft – aber die SPD hat im Fall Edarthy die Loyalität vermutlich über das Gesetz gestellt und damit nicht im Sinne der Gesellschaft gehandelt. Ehrlichkeit ist gut – konsequente Ehrlichkeit wird dafür sorgen, dass Sie bald keine Freunde mehr haben.

Aus welchen Motiven handeln wir? Wenn wir zur Arbeit gehen und unseren Job machen? Häufig geht es in unserem Leben nicht um die Suche nach Lust oder nach langfristigem Erfolg. Wir sind morgens pünktlich auf der Arbeit, weil wir Leid vermeiden möchten. Das unangenehme Gespräch mit dem Chef, eine mögliche Abmahnung oder Kündigung und dass wir ohne Geld dastehen und womöglich unser Haus verkaufen müssen. Wir wollen also nicht unbedingt unserem Chef eine Freude machen (das manchmal vielleicht auch), wir wollen uns Unannehmlichkeiten vom Hals halten.

Wir sind gerne nett

Eines unserer wichtigsten Bedürfnisse ist es, dass wir uns gut fühlen möchten. Dies gilt für die körperliche und die psychische Ebene. Freundschaft und Liebe sind für unser Wohlbefinden außerordentlich wichtig. Und beides kann man nun mal nicht kaufen.  Wir gieren nach Belohnungen durch die soziale Welt. Um Anerkennung zu erhalten, kaufen wir den teuren Wagen, den wir für die Fahrt zum fünf Kilometer entfernten Arbeitgeber gar nicht bräuchten. Die gesamte Konsumindustrie lebt von unserem Wunsch nach Anerkennung in der Gesellschaft. Trennungsschmerz hingegen empfinden wir als genauso schrecklich wie körperliche Schmerzen. Wir sind durch und durch sozial programmiert und können ohne die anderen Menschen nicht leben.

Außerdem halten wir uns auch gerne für die Guten. Zwei Menschen streiten sich. Wer ist „schuld?“ Natürlich der andere! Um zu dieser Einsicht zu gelangen, sind die Gehirne der beiden Streithammel in der Lage, sich die Realität zu ihren Gunsten zurechtzubiegen. Wir sind da sehr erfinderisch und können sogar Straftaten vor uns selbst rechtfertigen. Und der Broker, der durch seinen Handel mit Kakao die Kinder in Ghana in die Armut treibt, schläft nachts trotzdem gut. Ganz Deutschland war empört, wie Alice Schwarzer ihre Schweizer Schwarzgeldkonten rechtfertigte. Was für jeden Außenstehenden wie eine Farce wirkt, muss ihr, als sie den Text geschrieben hat, durchaus logisch und konsequent vorgekommen sein. Sie hält sich und ihre Handlungen für richtig – auch wenn eine ganze Nation anderer Meinung ist.

Viele weitere Aspekte und spannende Beispiele finden Sie im Ratgeber „Die Kunst, kein Egoist zu sein: Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält“ von Richard David Precht.

Die Kunst, kein Egoist zu sein: Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält  Ratgeber von Richard David Precht: Ist der Mensch gut oder schlecht? Ist er in der Tiefe seines Herzens ein Egoist oder hilfsbereit? Und wie kommt es eigentlich, dass sich fast alle Menschen mehr oder weniger für die »Guten« halten und es trotzdem so viel Unheil in der Welt gibt? Das Buch stellt keine Forderung auf, wie der Mensch zu sein hat. Es untersucht – quer zu unseren etablierten Weltbildern – die Frage, wie wir uns in unserem täglichen Leben tatsächlich verhalten und warum wir so sind, wie wir sind: Egoisten und Altruisten, selbstsüchtig und selbstlos, rivalisierend und kooperativ, nachtragend und verzeihend, kurzsichtig und verantwortungsbewusst. Je besser und unbestechlicher wir unsere wahre Natur erkennen, desto gezielter können wir unsere Gesellschaft verändern und verbessern. Ein Buch, das uns dazu bringt, uns selbst mit neuen Augen zu sehen!
(61 Rezensionen, 4,0 Sterne, 545 Normseiten) hier kaufen!

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