Schüchternen Menschen bricht häufig der Schweiß aus, wenn Sie in einer sozialen Situation mit vielen Menschen aktiv werden sollen. Heute reicht Fachwissen nicht mehr aus, soziale Kompetenz ist gefragt. Leider zählt der Schein häufig mehr als das Sein. Wie kann sich ein schüchterner Mensch in der heutigen Welt behaupten? In diesem Artikel stellen wir Ihnen zehn Schritte vor, die Ihnen helfen, das Schneckenhaus zu verlassen.
Raus aus dem Schneckenhaus
Tipps aus dem Buch von Hans Morschitzsky und Thomas Hartl
Die Wortgewandten, Lautstarken, Selbstdarsteller, Mutigen und Dominanten beherrschen die Bühne des Lebens.
Schüchterne Menschen sehen oft nur zu, während die Extrovertierten auf der Bühne des Lebens agieren und einen Punkt nach dem anderen sammeln. Fachlich häufig sehr kompetent, kommen sie trotzdem nicht weiter, weil in unserer Welt der Schein manchmal mehr gilt als das Sein.
Zehn Schritte, um das Schneckenhaus zu verlassen
- Problem- und Zielanalyse: Im ersten Schritt sollten Sie analysieren, wo Sie stehen und wo Sie hinmöchten. Unter welcher Art sozialer Ängste leiden Sie? Was möchten Sie verbessern? Halten Sie Ihre Ziele, Erkenntnisse und Fortschritte in einem Angst-Tagebuch fest. Um die Ursachen zu erkennen, überlegen Sie, seit wann Sie das Problem haben und welche Faktoren sich verschlechternd oder bessernd darauf auswirken.
- Aufmerksamkeitslenkung: Angst hängt häufig damit zusammen, dass wir uns auf das Falsche fokussieren. Denken Sie nicht an sich und an Ihre Zukunft in der konkreten Situation, denn sonst werden Sie noch ängstlicher. Fokussieren Sie sich stattdessen auf die Situation und auf die anderen Menschen. Dieser Schritt hilft auch beim Vortragen: Denken Sie an Ihr Publikum und nicht so sehr an sich, wie Sie wirken. Was braucht Ihr Publikum? Kümmern Sie sich darum.
- Akzeptanztraining: Akzeptieren Sie Ihre sozialen Ängste als momentan gegeben. Kämpfen Sie nicht andauernd dagegen an. Sie müssen sich nicht für immer damit abfinden, aber für den Moment. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie erreichen möchten.
- Neue Sichtweisen entwickeln: Häufig ist unser Denken dafür verantwortlich, dass wir in sozialen Situationen Ängste empfinden. Sie sollten Ihren inneren Kritiker während einer sozialen Zusammenkunft möglichst leise stellen. Die anderen Menschen denken meist nicht so kritisch über Sie wie Sie glauben – schon alleine deshalb, weil sie mehr mit sich selbst als mit Ihnen beschäftigt sind.
- Mentales Training: Soziale Situationen können Sie in der Vorstellung trainieren. Stellen Sie sich die Situation möglichst plastisch vor: Den Raum, die Menschen, die Gerüche, das Essen. So werden Sie in der realen Situation entspannter sein.
- Abbau von Sicherheitsverhalten: Bleiben Sie in der Interaktion mit anderen Menschen Sie selbst. Wenn Sie versuchen, anderen etwas vorzuspielen, geraten Sie in Stress und wirken ohnehin nicht mehr authentisch. Soziale Anerkennung kann man nicht erzwingen, aber man erreicht sie leichter, indem man die eigene Persönlichkeit zeigt.
- Symptombewältigung: In sozialen Situationen leiden Sie unter Angst, diese wiederum äußert sich in körperlichen Symptomen. Das kann Erröten, Schwitzen oder Zittern sein. Sobald Sie versuchen, die Symptome zu vermeiden, werden sie sich verstärken. Versuchen Sie lieber, sie bewusst zu verstärken, dann verlieren die Symptome die Macht über Sie und werden weniger.
- Konfrontationstherapie: Letztendlich gibt es keinen anderen Weg: Um einer Angst zu entkommen, muss man sich ihr stellen. Suchen Sie bewusst Situationen auf, die Sie fürchten. Machen Sie neue Erfahrungen und üben Sie sich. Die Angst wird schrittweise kleiner werden. Versetzen Sie sich in extrovertierte Menschen: Was glauben Sie, mögen diese an der Situation, die Sie gerade fürchten?
- Kompetenztraining: Trainieren Sie in sozialen Situationen. Wenn Sie nicht mehr von Ihrer Angst blockiert sind, werden Sie feststellen, dass es um Ihre sozialen Fähigkeiten gar nicht so schlecht bestellt ist. Lernen Sie, andere Menschen genau zu beobachten. Achten Sie in einem zweiten Schritt auf Ihre eigenen Körpersignale. Ihre Bedürfnisse sind wichtig, treten Sie für sich ein!
- Stärkung des Selbstwertgefühls: Je mehr Selbstvertrauen Sie haben, desto leichter wird die Bewältigung sozialer Situationen für Sie. Dazu gehört auch, dass man seine Fehler und Schwächen toleriert. Jeder Mensch hat Fehler. Fehler gehören zum Menschsein dazu. Bauen Sie Ihre Misserfolgserwartung ab. Überlegen Sie sich, warum etwas auch gut laufen kann. Machen Sie sich innerlich Mut, statt sich von Ihrem inneren Kritiker niedermachen zu lassen. Seien Sie sich selbst ein guter Freund.
Viele weitere Tipps und konkrete Fallbeispiele finden Sie im Ratgeber „Raus aus dem Schneckenhaus: Soziale Ängste überwinden“ von Hans Morschitzsky und Thomas Hartl.