Alkohol ist eine Volksdroge und die wenigsten Menschen gestehen sich ein, dass sie möglicherweise eine Grenze überschritten haben. Wie kann man der Alkoholabhängigkeit wieder entkommen? Im heutigen Tipp geht es um Suchtbewältigung.
Volksdroge Alkohol
Tipps aus dem Buch von Harald Rau und Cornelia Dehner-Rau
Eins vorneweg: Wer unter Alkoholabhängigkeit leidet, sollte den Entzug unter professioneller Begleitung durchführen.
Wann ist es zuviel?
Etwa 10 Prozent der Deutschen betreiben das, was man als „riskanten Konsum“ bezeichnet. Chronischer Alkoholkonsum führt zu häufigen Infekten, Abbau von Muskelmasse und vermehrten Schwitzen. Die Leberfunktion wird gestört, aber auch viele weitere Krankheiten sind Folge des Alkoholkonsums, dazu gehören Magen-Darm-Beschwerden, Osteoporose, gesteigertes Krebsrisiko und Impotenz. Alkohol wird getrunken, um die Stimmung zu verbessern, aber langfristig verschlechtert der Stimmungsmacher die Laune. Es kommt zu Depressionen, manchmal auch Angstzuständen und Aggressionen.
Ein Tiefpunkt ist erreicht, wenn es zum Kontrollverlust kommt. Die betroffene Person möchte aufhören oder reduzieren und schafft es nicht. Gleichzeitig tritt Gewöhnung ein, man benötigt immer mehr Alkohol, um den gleichen Effekt zu bemerken. Bei Einschränkung des Konsums kommt es zu Entzugserscheinungen. Während man früher annahm, dass Sucht in Willens- und Charakterschwäche begründet liegt, wissen wir es heute besser: Abhängigkeit ist eine Krankheit.
Wie entsteht die Abhängigkeit?
Es gibt immer vielfältige Ursachen, körperliche, seelische und gesellschaftliche Gründe. Man ist nie von heute auf morgen abhängig, es handelt sich um einen langsam schleichenden Prozess. Nach und nach wird die Dosis gesteigert, da Gewöhnung eintritt. Das Suchtmittel ist angenehm. Alkohol betäubt Probleme und bessert auf einer Party die Stimmung. Irgendwann schlägt das jedoch um: Man nutzt das Suchtmittel nicht mehr für die positiven Eigenschaften, sondern zur Vermeidung der negativen Folgen, wenn man es weglässt.
Der schleichende Prozess sorgt dafür, dass der Betroffene das Gefühl für die Problematik seiner eigenen Situation nicht wahrnehmen kann. Man verdrängt das Problem. Trotzdem dreht sich irgendwann alles um das Suchtmittel. Man zieht sich zurück und versteckt seine Gewohnheiten vor den anderen Menschen. Mit zunehmender Suchtdauer verkümmern die Stärken des Menschen. Man vertraut nicht mehr auf sich selbst, sondern nur noch auf das Suchtmittel. Irgendwann kommt es zur Vernachlässigung wichtiger Lebensbereiche.
Leider sind Freunde und Angehörige oft keine Hilfe, man spricht hier von Co-Abhängigkeit. Angehörige verstecken Flaschen oder verdünnen das Suchtmittel. Sie decken die Abhängigkeit, indem sie die Verantwortung für die Person übernehmen.
Wie entsteht das Suchtgedächtnis?
Das Suchtgedächtnis wird durch einen Suchtreiz aktiviert. Dafür kann es im Prinzip schon ausreichen, eine Werbung zu sehen, wo jemand Alkohol konsumiert. Das aktivierte Suchtgedächtnis führt zu Suchtdruck. Man möchte das Suchtmittel unbedingt haben. Es kann sogar zu Entzugssymptomen kommen, wenn das Suchtgedächtnis aktiviert wird. Im Gehirn hat sich die wahrgenommene Situation mit der erwarteten Alkoholwirkung untrennbar verbunden. Das Gehirn hat etwas gelernt, und dies ist unbewusst geschehen. Daher ist es Abhängigen gar nicht immer bewusst, welche Situation den Suchtdruck nun ausgelöst hat. Ort, Zeit oder Gefühle können an den Alkohol oder die Droge erinnern und den Druck auslösen.
Manchmal ist der Suchtdruck so stark, dass sich der alkoholkranke Mensch nicht dagegen wehren kann, es kommt also zum Rückfall. Daher ist es von zentraler Bedeutung, den Suchtdruck selbst zu meiden. Das Meiden der alten Umgebung und das Verändern der Gewohnheiten gehören dazu.
Wege aus der Abhängigkeit
Wie kann man diesen intensiven Mechanismen entkommen, wenn sie einmal entstanden sind? Wer die Erkrankung überwunden hat, ist oft reifer und lebenstüchtiger als normale Menschen. Denn man muss viel lernen, um den Rückfall zu vermeiden. Das Suchtgedächtnis kann verändert und abgeschwächt werden, aber niemals vollständig gelöscht werden. Es ist schnell reaktivierbar, auch nach Jahrzehnten! Trotzdem steigt mit der Länge der abstinenten Zeit auch die Chance, dass man nicht mehr in das alte Konsummuster gerät.
Wann sollte man aussteigen? Man muss nicht warten, bis man in der Gosse liegt! Sobald die Erkenntnis und der Wille zur Veränderung da sind, sollte man loslegen. Je früher, je einfacher. Dabei müssen Sie sich nicht schämen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gehen Sie zu einer Beratungsstelle oder sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt. Die Sucht ist eine Erkrankung, die man nur schwer im stillen Kämmerlein loswird. Der Kontakt zu anderen ist wichtig und hilfreich für die Genesung. Während der körperliche Entzug nur wenige Tage dauert (manche Menschen haben sogar keine Entzugserscheinungen), bedeutet die Abstinenz ein lebenslanger Lernprozess – aus dem der Mensch jedoch gestärkt hervorgehen kann.
Viele weitere Tipps und konkrete Beispiele und Tests finden Sie im Ratgeber „Raus aus der Suchtfalle!: Wie Sie sich aus Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit befreien“ von Harald Rau und Cornelia Dehner-Rau.
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