Können Sie stricken, häkeln oder nähen? Ein Möbelstück reparieren? Den Arbeitsspeicher des Computers austauschen? Nein? Werfen Sie defekte Gegenstände weg? Das muss nicht sein! Das Selbermachen und Reparieren entwickelt sich zu einer Trendbewegung, die Geld spart, Ressourcen schont und viel Spaß macht. Heute geht es um die Do-it-yourself-Bewegung.
Reparieren leicht gemacht
Tipps aus dem Buch von Wolfgang Heckl
Geplante Obsoleszenz nennt man es, wenn ein Produkt nach einer bestimmten Zeit nicht mehr benutzt werden kann. Für Hersteller lohnt es sich, dass Geräte kurz nach der Garantiezeit aufgeben. Wovon soll der Hersteller auch leben, wenn das Gerät 15 oder 20 Jahre hält? Also werden immer häufiger Verschleißteile eingebaut, die dem Gegenstand ein früheres Ende bescheren. Software wird künstlich aufgeblasen, damit wir alle vier Jahre einen neuen Computer kaufen. Wer nur tippt und im Internet surft, braucht trotzdem einen neuen Computer? Anscheinend schon! Wir sind der geplanten Obsoleszenz oder auch dem Unglück, wenn wir versehentlich ein Gerät kaputtmachen, nicht hilflos ausgeliefert.
Wer repariert und aus Altem Neues macht, der spart Geld und schont die Ressourcen dieser Welt. Beim Computer reicht es häufig, wenn man zunächst nur den Arbeitsspeicher erweitert. Der alte Stuhl mit wackeligem Bein kann ebenfalls repariert werden. Es ist ein enorm befriedigendes Gefühl, wenn man etwas selbst macht und so eine neue Fähigkeit erlernt. Der Konsum eines neuen Artikels lässt das Herz nur für einen kurzen Moment höherschlagen. An einem selbstgestrickten Schal hat man jahrelang Freude.
Upcycling, kennen Sie den Begriff? Wer upcycelt statt recycelt, der wandelt nutzlose oder alte Produkte in etwas Neues um, wertet die Gegenstände also auf. Das alte T-Shirt wird mit einem farbigen Stoffeinsatz aufgepeppt, alte Möbelstücke werden zu funktionalen Kunstwerken. Ein selbst aufgepepptes Kleidungsstück ist ein liebevoll hergestelltes Unikat, das man in keinem Laden kaufen kann.
Reparieren macht Spaß
Was bringt das Reparieren? Gemeinschaftliches Reparieren macht viel Freude und man kann von anderen Menschen Fähigkeiten erlernen. Beim nächsten Mal können Sie den Schlauch des Fahrrades selbst austauschen. Die Kreativität wird angeregt. In welcher Farbe wollen Sie das alte Möbelstück bemalen? Welche Bordüre wählen Sie für den Rock, der mittlerweile etwas fad und langweilig wirkt? Dann macht Reparieren ein Stück weit unabhängig. Wir bestimmen selbst, wie lange wir einen Gegenstand behalten möchten und machen uns nicht von der Industrie und absichtlich eingebauten Verschleißteilen abhängig. Das Herstellen mit den eigenen Händen bringt dem Menschen ein Belohnungsgefühl, das lange anhält. Nach dem Reparaturnachmittag wissen Sie ganz genau, was Sie geleistet haben und werden noch lange daran denken.
Ich kann das aber nicht!
Keine Ahnung vom Nähen? Oder wie Sie Ihr Fahrrad reparieren könnten? Dann lassen Sie es sich zeigen! Es gibt immer mehr Repair-Cafés oder Do-it-yourself-Bewegungen, wo man das Reparieren und Upcykeln unter professioneller Anleitung von Schneidern, Handwerkern, Designern, Computerprofis und anderen Experten erlernen kann. Hier finden Sie eine Liste mit Repair-Cafés, wo Ihnen Experten gerne helfen. Mittlerweile findet der halbwegs erfahrene Bastler auch zahlreiche Anleitungen in Blogs und auf Youtube. Dort wird Schritt für Schritt gezeigt, wie es geht.
Alternative: Tauschen oder verschenken
Sie möchten nicht reparieren? Vielleicht finden Sie ja jemanden, der das übernimmt und sich über den Gegenstand freut. Man kann die Lebensdauer von Dingen auch verlängern, indem man tauscht oder verschenkt. Oder Sie tauschen die Dienstleistung der Reparatur. Lassen Sie die pensionierte Schneiderin den Rock verschönern und nehmen Sie stattdessen den alten Tisch der Dame mit ins Repair-Café und reparieren das wackelige Bein. Die Möglichkeiten sind quasi unendlich.
Viele weitere Tipps und eine Diskussion über die Wegwerfgesellschaft finden Sie im Ratgeber „Die Kultur der Reparatur“ von Wolfgang Heckl.