Lebst du schon oder wirst du noch gelebt? Viele Menschen fühlen sich täglich gehetzt. Der Philosoph Peter Sloterdijk will diese Spannung sogar noch vergrößern, aber nach oben! In diesem Artikel präsentieren wir ein Beispiel, wie die Philosophie dem Menschen gegen alltägliches Leid und Seelenkummer helfen kann.
Peter Sloterdijks Vertikalspannung
Tipps aus dem Buch von Christina Münk
Die Philosophie kann das Leben besser machen. Sie kann sogar eine Art von Therapeutikum sein. (Christina Münk)
Im heutigen Artikel setzen wir uns mit einem Aspekt des Buches der Autorin Christina Münk auseinander. Es geht um das alltägliche Hamsterrad und um eine Sichtweise, daraus auszubrechen.
Gehetzt oder inspiriert?
Allerorts hört man, wir leiden unter Stress. Peter Sloterdijk, dessen Arbeiten sich Christina Münk ein Kapitel lang widmet, will diesen Stress noch erhöhen, könnte man meinen, wenn er mehr „authentische Vertikalspannung“ fordert:
Die meisten werden von hinten gehetzt, nicht von oben gezogen. (Peter Sloterdijk)
Sind wir noch nicht angespannt genug? Oder falsch angespannt?
Sloterdijk sieht den Menschen als ein übendes Wesen. Wir werden als „Polymorphe Nichtskönner“ geboren: Nur durch Üben werden wir zu dem, was wir sind. Wenn wir etwas gelernt haben und einen Fehler bemerken, so korrigieren wir ihn im nächsten Durchgang. Dabei können wir uns nicht auf bereits Erlerntem ausruhen, auch ein Erhalt der Fähigkeiten erfordert regelmäßige Übung.
Wir können nicht nicht üben!
Auch Menschen, die scheinbar untrainiert oder schlecht qualifiziert sind, haben das geübt, indem sie sich z.B. Lernvermeidungsoperationen angewöhnt haben. Dumm ist, wer dumm zu sein geübt hat. Die gute Nachricht: Ein „Rückfall“ ist jederzeit möglich.
Will ich mich weiterentwickeln?
Bin ich bereit, mich in die richtige Richtung zu entwickeln? Lautet die Antwort auf diese Frage ja, so stehen wir damit unter Vertikalspannung: Wir wollen mehr können, Fehler überwinden und uns vertikal nach oben entwickeln. Die entstehende Spannung, wenn ich aus freiem Willen beschließe, mich entwickeln zu wollen, ist wesentlich gesünder als das Gehetztwerden, dem viele von uns täglich ausgesetzt sind. Wir lassen uns nicht von der Gesellschaft und ihren Erwartungen treiben, sondern nehmen unser Leben selbst in die Hand.
Artisten und Akrobaten führen dem faszinierten Publikum vor, was alles möglich ist, wenn wir unser Leben unter Vertikalspannung selbst in die Hand nehmen. Ihr stetes Üben führt zu einer Leistung, die beinahe unmöglich zu sein scheint. Der Artist hat seinen Spielraum nach oben für seine Kunst genutzt. Auch unsere Gesellschaft muss eine andere Form der Spannung entwickeln. In vielen Bereichen steuern wir global auf Krisen zu, die überwunden werden müssen, um die menschliche Existenz zu sichern.
Wie wir Menschen uns sehen, bestimmt unsere Realität
Ob wir vom Affen abstammen oder aus dem Paradies, unsere Herkunft wirft viele Fragen auf. Wichtiger als die letzte Gewissheit in dieser Frage zu erreichen, ist es, als was wir selbst uns sehen. Wie betrachten wir uns? Unsere Annahme über unsere Herkunft hat Auswirkungen auf unsere Realität und damit auf die Entscheidungen, die wir in unserem Leben treffen.
Lasse ich mich von den Gegebenheiten hetzen? Oder nehme ich mein Schicksal in die Hand und recke mich nach oben, dem Ziel entgegen, das ich mir selbst gesetzt habe?
Viele weitere Tipps, wie die Philosophie zu einem besseren Leben beiträgt, finden Sie im Ratgeber „Philosofy your Life: Besser leben mit Philosophie“ von Christina Münk.