In der ersten Jahreshälfte erwägen viele Menschen eine Fastenkur. Timm Kruse hat dies ebenfalls getan, und zwar 40 Tage lang. Dabei hat er viel erlebt, sowohl mit seinem eigenen Körper als auch im Zusammenleben und -arbeiten mit seinem Umfeld. Im heutigen Artikel geht es um die Erfahrungen, die man beim Fasten sammelt.
40 Tage fasten?
Ein Selbstversuch von Timm Kruse
Jesus hat es getan, Buddha hat es getan – Timm Kruse wollte ebenfalls wissen, was es mit der 40-tägigen Fastenkur auf sich hat. Eine so lange Fastenkur ist nicht ungefährlich – für den Selbstversuch sollten Sie eine deutlich kürzere Zeit wählen und auf jeden Fall mit Ihrem Arzt sprechen. Uns geht es heute um die Erfahrungen, die man beim Fasten macht.
Essen lieben und trotzdem fasten
Der TV-Journalist Timm Kruse liebt es, zu essen. Er isst maßlos und ungezügelt, wie er selbst behauptet. Trotzdem beginnt er eine Fastenkur, und dies mit einem Entlastungstag bei Schokoladeneis. Am meisten Sorge macht ihm der Verzicht auf Kaffee, denn davon trinkt er viel und reichlich. Zwei Wochen zuvor fasste er den Entschluss, zu fasten. Die spannendste Frage: Bringen die 40 Tage eine Art Erleuchtung?
Schon am Entlastungstag plagt Kruse der Hunger. Und er wird während der Fastenzeit ganz normal arbeiten. Am ersten Tag jedoch nicht, denn dank Glaubersalz muss er natürlich andauernd zur Toilette. Matt, hungrig und müde macht ihn sein Einstieg. Dann ist es Zeit für den Termin beim Arzt. Danach geht er doch noch arbeiten, in erster Linie, um sich von dem Hunger abzulenken. Auf dem Rückweg ein Stopp beim Fotografen, um die Veränderung zu dokumentieren.
Essen ist Automatismus. Der Autor erlebt, dass er schnell ein paar Beeren gepflückt hat beim Spaziergang und ihm erst dann einfiel, dass er ja fastet! Essen wird noch sichtbarer. Überall kauende Menschen in der Fußgängerzone. Die Lust auf Sex lässt rapide nach. Die Büronachbarn erzählen von den negativen Folgen des Fastens. Später am Zeitungskiosk fällt ihm auf, dass es in quasi jeder Zeitschrift unter anderem auch um Ernährung geht. Wir beschäftigen uns ständig mit der Ernährung. Trotzdem stopfen wir abends gedankenlos Essen in uns hinein, während der Fernseher für Ablenkung sorgt.
Nach einer Woche beginnt Kruse, sich besser zu fühlen. Vorher war er von Schüttelfrost und Mattigkeit geplagt. Allerdings verbringt er viel Zeit im Bett, fährt er auf die Arbeit, liegen seine Nerven manchmal blank. Während der Hunger ihn nur noch selten plagt, lässt die Lust auf Essen nie nach. Er ist grantig und verschlossen, findet seine Freundin, die unter der Situation sehr leidet. Seiner Familie hat er wohlweislich nichts von seiner Aktion erzählt, so dass sein Bruder sehr überrascht ist, als er ihn nach gut zwei Wochen fasten in der Stadt trifft. Kein Wunder, er hat in 15 Tagen 10 Kilogramm abgenommen. Freunde fragen, ob er magersüchtig sei. Wieder fühlt er sich matt und gereizt, läuft auf Sparflamme. Sein Umfeld warnt ihn vor Haarausfall und Darmplatzen.
Zur Halbzeit ist die Freundin fix und fertig mit den Nerven. Der sonst so lebenslustige Partner scheint zum Grufti mutiert zu sein. Überhaupt setzen dem Autor die Ratschläge von Freunden, Bekannten und Kollegen zu. Sie sagen, er sehe kaputt aus. Er kann es nicht mehr hören. Nachts liegt er oft wach, der Körper braucht nicht mehr so viel Schlaf. Freunde rufen immer häufiger an und fragen, wie es Kruse geht. Nicht alle wissen von seinem Experiment. Die, die es nicht wissen, laden ihre Probleme bei ihm ab und legen dann wieder auf. Die anderen beginnen, ihn zu meiden, was sicher an der Stimmung liegt. Von einem Fastenhoch berichtet der Autor nur sehr selten.
Erstaunliches passiert beim Arzt: Beim Belastungs-EKG hat er sich um 100 Prozent gesteigert. Er erbringt die Leistung eines Leistungssportlers. Nach 30 Tagen Fasten ist er fit und kann sogar prima Holz hacken. Hunger hat er nicht mehr, aber trotzdem ständig Lust, zu essen. Endlich ändert sich das Feedback: Ein Bekannter sagt, Kruse würde fit und gesund aussehen. Alle anderen wenden sich jetzt an seine Freundin mit ihren Ratschlägen und Ermahnungen. Nach 36 Tagen erlebt er einen heftigen Wutanfall, bei dem sogar eine Kaffeetasse dran glauben muss. Nach 37 Tagen beginnt er, die Apfelschorlen und Gemüsebrühen etwas anzudicken. Fast hat er Angst vor dem Tag, an dem er sein Ziel erreicht. Zwei Tage vor Fastenende kommt es zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Der letzte Tag ist da. Auch beim Abschluss-EKG erreicht er Werte, die vor Fastenbeginn utopisch waren. Ganze drei Wochen dauerte es, bis Kruse wieder normal essen konnte. Die Schmerzen im Bauch waren nach einer Woche verschwunden. Ein halbes Jahr später hatte der Autor die Hälfte des abgenommenen Gewichtes wieder zugenommen.
Der Bericht hinterlässt mich nachdenklich. Wo ist das vielfach versprochene Fastenhoch geblieben, das einen angeblich irgendwann erreicht? Es fällt schwer, dem Buch viel Positives zu entnehmen. Eine gestiegene Leistungsfähigkeit und mehr Bewusstsein für Nahrung gehören sicher dazu. Aber Ballast abgeworfen wurde eher nicht, man gewinnt den Eindruck, dass der Autor eher viel Ballast dazu gewonnen hatte. Wer Fasten in Erwägung zieht, der sollte eine deutlich kürzere Phase wählen und dafür womöglich besser die Urlaubszeit nutzen.
Viele weitere Einblicke in das Thema erhalten Sie im Erfahrungsbericht „40 Tage Fasten: Von einem, der mal Ballast abwerfen wollte“ von Timm Kruse.
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