Der Schläfereffekt – wenn wir vergessen, dass die Information von einer unzuverlässigen Quelle stammte

Tagtäglich werden wir mit Informationen bombardiert. Dabei muss man genau beachten, woher eine Nachricht stammt. Traue ich der Quelle? Auf die Nachricht der Klatschbase des Ortes oder die Aussage der Produktwerbung verlasse ich mich nicht gerne. Anderen Medien glaube ich eher. Leider merken wir uns die Information besser als die Quelle, aus der wir sie haben. Dieses Dilemma nennt man den Schläfereffekt.

Der Schläfereffekt

Ein Tipp aus dem Bestseller von Rolf Dobelli

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum Werbespots für ungesunde Lebensmittel oder für Parteien eigentlich funktionieren? Offenbar bleiben die Botschaften hängen, obwohl wir genau wissen, dass ein Werbespot vom Auftraggeber bezahlt wird und das Produkt in ein überstrahlendes, positives Licht setzt. Für Werbung werden Unsummen ausgegeben, das würde niemand tun, wenn es vollkommen uneffektiv wäre.

Schon während des Zweiten Weltkrieges wurden in jedem Land Propagandafilme für die Soldaten produziert und gezeigt. Die Filme wurden zwar als Abwechslung wahrgenommen, aber nach dem Film war die Kriegsbegeisterung nicht messbar angestiegen. Eine Fehlinvestition? Nein, denn dank des Schläfereffekts wirken Werbung, Propaganda, Klatsch und Tratsch – einige Wochen später.

Zurück zum Propagandafilm: Man bemerkte neun Wochen nach der Vorführung, dass sich die Kriegsbegeisterung der Soldaten, die den Film angeschaut hatten, wohl gesteigert hatte! Die Soldaten hatten sich die Informationen des Films gemerkt, jedoch nicht die Quelle, aus der sie stammten, die war bereits verblasst. Der Schläfereffekt hat gewirkt. Genau deshalb funktionieren auch Werbespots und Spots von Parteien – jeder weiß, das ist Werbung, das „zählt“ nicht wirklich, aber Wochen später ist die Information ins Unbewusste eingesunken und die Quelle ist vergessen.

Wer den Schläfereffekt verstanden hat, der weiß auch, dass Klatsch und Tratsch oder üble Nachrede langfristig sehr wohl eine zerstörerische Wirkung zeigen – es bleibt etwas an der Person hängen, über die gesprochen wurde. Bis dahin haben all Beteiligten längst vergessen, wer die destruktive Information einst in die Welt setze.

Wie kann man sich gegen den Schläfereffekt schützen? Gar nicht so einfach! Versuchen Sie, keine ungewollten Ratschläge anhören zu müssen. Sie werden die Quelle vergessen und erinnern später nur noch den Rat. Der zweite Tipp ist banal und schwierig zugleich: Meiden Sie Werbung, so weit es geht. Was Sie nicht gesehen haben, das kann Sie auch nicht beeinflussen.

 

Versuchen Sie, beim Erhalt einer Information die Quelle genau zu durchleuchten. Vielleicht schaffen Sie es aktiv, Information und Quelle zu verknüpfen und später zu erinnern? Kommt Ihnen ein guter Rat in den Sinn, dann ermitteln Sie rückwärts:  Versuchen Sie herauszufinden, welches Ihre Informationsquelle war. Können Sie sich noch erinnern? Ansonsten gibt es einen weiteren Trick: Prüfen Sie, wem diese Information etwas nützt! Wer von der Botschaft einen Nutzen hat, der hat sie mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann in die Welt gesetzt. Das könnte direkt geschehen sein oder über Umwege (PR-Agenturen, bezahlte Sprecher (Meinungsmacher, auch Mietmäuler genannt).

Sammeln Sie Beispiele für den Schläfereffekt in Ihrem Leben. So wird es in Zukunft etwas leichter, dem Phänomen auf die Schliche zu kommen. Von diesem Artikel hat übrigens Ratgeber.xtme einen Vorteil: Wenn Sie sich an die Quelle erinnern, schauen Sie wieder mal bei uns vorbei! 😉

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