Herkunft populärer Diäten und Diättipps

Welche Diät haben Sie zuletzt probiert? Wahrscheinlich Low-Carb? Weil die neu ist? Die erste Low-Carb-Diät kam schon im Jahr 1864 nach Deutschland, als ein Heilkundeprofessor den englischen Bestseller der berühmten Banting-Diät übersetzte. Lesen Sie im heutigen Tipp, wo einige der heute bekannten Diäten und Empfehlungen herkommen und wem Sie es zu verdanken haben, dass Vollkorn und Vitamine als gesund angesehen werden.

Herkunft populärer Diäten und Diättipps

Tipps von Dr. Anja Dostert

Low-Carb

Der englische Bestatter William Banting (1796-1878) wollte dringend abnehmen, da er immer häufiger Knieschmerzen bekam. Banting konsultierte den Ohrchirurgen William Harvey, weil sein eigener Arzt gerade Ferien machte. Harvey empfahl Banting  auf stärkehaltige Produkte zu verzichten, er sollte Brot, Zucker, Bier und Kartoffeln aus seiner Ernährung streichen. Champagner, Portwein und Bier waren verboten, Sherry, Madeira und Wein waren erlaubt. Auf die Menge des Essens kam es nicht an, nur Kohlenhydrate mussten gemieden werden. Banting nahm mit Harveys Empfehlungen in einem Jahr 23 kg ab: Mit seinem „Letter on Corpulence“ veröffentlichte Banting 1863 Briefe, in denen er von seiner Diät berichtete. Das Buch wurde sofort zum Bestseller.

Gut kauen!

Der amerikanische Ernährungsreformer Horace Fletcher (1849-1919) konnte nach eigenen Angaben durch langes Kauen der Nahrung 25 kg in einem halben Jahr abnehmen. Er empfahl, das Essen immer gut zu kauen: 30 Bissen sollten etwa 2500 mal gekaut werden, das entspricht gut 80 Kaubewegungen pro Bissen. Die ersten Anhänger der Idee fanden sich 1900 in England, dann wanderte die Idee zurück nach Amerika und gewann an Popularität. Zwischen 1904 und 1910 wurde das Kauen in ganz Europa bekannt und beliebt. Horace Fletcher, der von Beruf eigentlich Kunsthändler war, verdiente mit seinen Vortragsreisen zum Thema Kauen viel Geld.

Vollkorn und brauner Zucker sind gesund!

Mit dem Beginn der Nazizeit wurde Vollkorn bekannt. Für die Kriegsplanung musste zunächst das Problem gelöst werden, wie das in der Heimat verbleibende Volk ernährt werden könne, wenn wichtige Arbeitskräfte an die Front abgezogen würden. 1939 wurde der Reichsvollkornbrotausschuss gegründet. Die Bäckereien sollten dazu gebracht werden, vor allem Vollkornbrot herzustellen statt Brot aus Auszugsmehl. Dazu wurden gezielt jene Ärzte gefördert, die das predigten, was der NSDAP für ihre Pläne nutzte.
Die Nationalsozialisten stuften das Werk des deutschen Arztes und Vollkonrnbefürworters Werner Kollath als kriegswichtig ein. Die NSDAP wollte die Mahlabfälle im Mehl belassen, um die Ertragsmenge zu steigern. Zucker wurde bekämpft, denn die Zuckerrübe war ein wertvolles Tierfutter, das nicht in der Zuckerproduktion verschwendet werden sollte. Das Halbfertigprodukt Melasse wurde als Süßungsmittel für Speisen und Backwaren von der NSDAP gerade so geduldet, der künstliche Süßstoff Saccharin als Ersatz für Zucker angepriesen.

Vitamine sind gesund!

In der Nazizeit wurden die neu entdeckten Vitamine im Rahmen von Vitamin-Aktionen an Kinder, Mütter, Schwerstarbeiter und Soldaten gegeben, um den „Volkskörper“ zu stärken. Seit jener Zeit ist das Thema der Vitamine und die stete Angst vor einem drohenden Vitaminmangel fest in den Köpfen der Menschen verankert.

Low-Fat
In den 1980er-Jahren war die kohlenhydratreiche Low-Fat-Ernährung populär. Man dachte, dass Kohlenhydrate nicht dick machen, wenn man auf Fett verzichte. Es gibt keinen eigentlichen Erfinder der Low-Fat-Diäten, Low-Fat entwickelte sich im Laufe der Zeit durch den Kampf der Pharmaindustrie gegen das Cholesterin und das Blutfett. Die Margarine-Industrie war ebenfalls auf den Zug aufgesprungen und verkaufte ihr „gesundes“ Fett (Butter macht Herzinfarkt!). Hinzu kamen die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): Kohlenhydrate in Form von Brot, Reis, Nudeln und Kartoffeln bildeten die erste Stufe der von der DGE veröffentlichten Ernährungspyramide. 2001 veröffentlichen zwei deutsche Ernährungswissenschaftlerinnen die LowFett-30-Methode, die den Verzehr von maximal 30 Gramm Fett am Tag propagierte.

Vegetarisch

Der Arzt George Cheyne (1671-1743) praktizierte ab 1702 im südenglischen Bath, dem damaligen Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in England. Er machte sich als der erste Befürworter der vegetarischen Ernährung einen Namen in der Geschichte. 1740 publizierte er ein Buch mit dem Titel „Die natürliche Methode des Heilens der Krankheiten von Geist und Körper“. Dieses Werk war zwei Jahre später bereits in der zweiten Auflage erschienen und wird heute noch von Vegetariern und Tierschützern zitiert. George Cheyne formulierte seine Argumente für die vegetarische Lebensweise mit einer heute als grenzwertig empfundenen Leidenschaft: Er behauptete, es bestehe keinerlei Unterschied zwischen dem Verzehr tierischen und menschlichen Fleisches, außer die Gewohnheit. Es ist Cheynes Verdienst, dass man zum ersten Mal den Wert vegetarischer Diäten im Kampf gegen den Fettleib entdeckte. Cheynes selbst war beim Abnehmen nicht erfolgreich, der Arzt soll etwa 203 kg auf die Waage gebracht haben.

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